
Küchenweisheiten auf dem Prüfstand: Was wirklich hinter den Kochmythen steckt
Entdecken Sie die Wahrheit hinter bekannten Küchentipps – und wie Sie damit besser kochen können
In fast jeder Küche gibt es sie: Ratschläge von Oma, Tipps aus dem Internet, und Mythen, die sich über Generationen hinweg halten. Doch nicht alles, was immer schon so gemacht wurde, ist auch tatsächlich richtig. Viele vermeintliche Kochregeln basieren auf Annahmen, die bei genauer Betrachtung keinen wissenschaftlichen Hintergrund haben oder schlicht veraltet sind.
In diesem Artikel entlarven wir 15 der bekanntesten Kochmythen, die sich auf unterschiedliche Lebensmittel und Techniken beziehen. Ob Fleisch, Pasta, Eier oder Gemüse – wir zeigen, was wirklich stimmt und wie Sie dadurch besser, sicherer und bewusster kochen können.
Hält scharfes Anbraten Fleisch wirklich saftig?
Der Mythos besagt, dass beim scharfen Anbraten von Fleisch eine Kruste entsteht, die die Fleischsäfte im Inneren einschließt. Diese Vorstellung ist falsch. Zwar sorgt das Anbraten für eine aromatische Bräunung (Maillard-Reaktion), jedoch entweicht der Fleischsaft weiterhin während des Garens.
Tatsache ist: Wer saftiges Fleisch möchte, sollte es nach dem Garen einige Minuten ruhen lassen. So können sich die Fleischsäfte gleichmäßig verteilen. Ein Kerntemperaturthermometer hilft zusätzlich, den idealen Garpunkt zu erreichen.
Soll man Pasta nach dem Kochen abspülen?
Viele glauben, dass das Abspülen von Pasta sie davon abhält, zu verkleben. Doch dabei wird die stärkehaltige Oberfläche entfernt, die eigentlich dafür sorgt, dass Soße gut an der Pasta haftet.
Empfehlung: Spaghetti, Penne & Co. nicht abspülen, wenn sie mit Soße serviert werden sollen. Nur für Nudelsalate ist das Abspülen mit kaltem Wasser sinnvoll.
Lässt Salz das Wasser schneller kochen?
Ein weit verbreiteter Irrtum: Salz im Wasser soll den Kochvorgang beschleunigen. Tatsächlich erhöht Salz den Siedepunkt, was bedeutet, dass das Wasser länger braucht, um zu kochen.
Warum also Salz ins Wasser geben? Wegen des Geschmacks. Salzwasser sorgt dafür, dass beispielsweise Pasta oder Kartoffeln bereits beim Kochen gut gewürzt werden.
Ist helles Hühnerfleisch automatisch durchgegart?
Die Farbe von Fleisch ist kein verlässlicher Indikator für die Garstufe – besonders bei Geflügel. Hühnerfleisch kann an der Oberfläche weiß aussehen, im Inneren aber noch nicht ausreichend gegart sein.
Sicher ist nur die Kerntemperatur. Huhn sollte eine Innentemperatur von mindestens 74 °C erreichen, um Keime wie Salmonellen abzutöten.
Ist rare gebratenes Rindfleisch wirklich unbedenklich?
Ja, sofern es sich um ein ganzes Stück handelt. Die Oberfläche des Fleisches wird beim scharfen Anbraten sterilisiert, sodass selbst rare oder medium rare Steaks problemlos verzehrt werden können.
Bei Hackfleisch sieht das anders aus: Da hier die Keime durch das Zerkleinern auch ins Innere gelangen, muss es vollständig durchgegart werden (mind. 71 °C).
Müssen Eier in jedem Land gekühlt werden?
Nicht unbedingt. In Ländern wie den USA werden Eier gewaschen und desinfiziert, wodurch ihre natürliche Schutzschicht entfernt wird. Deshalb müssen sie dort gekühlt werden.
In Deutschland und vielen europäischen Ländern bleiben die Eier unbehandelt – und sind so bei Zimmertemperatur mehrere Tage haltbar. Dennoch empfiehlt sich im Privathaushalt eine Lagerung im Kühlschrank.
Darf man aufgetautes Fleisch erneut einfrieren?
Dieser Mythos hält sich hartnäckig. Die Wahrheit ist: Ja, man darf. Vorausgesetzt, das Fleisch wurde im Kühlschrank aufgetaut und ist nicht über längere Zeit ungekühlt geblieben.
Qualitativ kann sich das Fleisch etwas verändern – es kann trockener werden. Besser: Fleisch in Portionen einfrieren, um mehrfaches Auftauen zu vermeiden.
Verdampft Alkohol beim Kochen vollständig?
Ein häufiger Irrglaube. Zwar verflüchtigt sich ein Teil des Alkohols, aber nie vollständig – selbst nach längerem Kochen.
Beispiele:
- Flambieren: ca. 75 % Alkohol verbleiben
- 15 Minuten köcheln: ca. 40 % verbleiben
- 2 Stunden köcheln: ca. 5 % verbleiben
Für Kinder, Schwangere oder Personen, die Alkohol meiden, sollte man entweder lange garen oder auf alkoholfreie Alternativen zurückgreifen.
Darf Schweinefleisch innen noch rosa sein?
Lange Zeit galt: Schweinefleisch muss durchgegart sein. Heute weiß man, dass eine Kerntemperatur von 63 °C, gefolgt von 3 Minuten Ruhezeit, völlig ausreicht – auch wenn das Fleisch dann leicht rosa bleibt.
Moderne Züchtung und Hygiene machen das unkritisch, solange das Fleisch aus seriöser Quelle stammt.
Müssen Bohnen unbedingt eingeweicht werden?
Das Einweichen soll die Kochzeit verkürzen und die Verträglichkeit verbessern. Tatsächlich kann man Bohnen auch ohne Einweichen kochen – sie brauchen dann nur etwas länger.
Im Schnellkochtopf oder mit längerer Kochzeit am Herd werden Bohnen genauso weich. Das Einweichen kann blähende Stoffe etwas reduzieren, ist aber nicht zwingend nötig.
Zerstört Mikrowellenstrahlung Vitamine?
Ein Mythos, der Mikrowellen einen schlechten Ruf einbringt. Doch tatsächlich erhalten Mikrowellen mehr Nährstoffe, weil sie schnell und mit wenig Wasser garen.
Brokkoli, Spinat oder Karotten aus der Mikrowelle haben oft mehr Vitamine als gekochte Versionen. Wichtig ist, das Gemüse nicht zu lange zu garen.
Verhindert Öl im Nudelwasser das Verkleben?
Viele geben Öl ins Wasser, doch dieser Trick bringt kaum etwas. Öl schwimmt oben und hat keinen Einfluss auf die Kochbewegung der Nudeln.
Stattdessen:
- Nudeln sofort nach dem Einlegen umrühren
- Nicht zu viel auf einmal kochen
- Nicht zu lange warten, bevor die Soße dazu kommt
Kann man Fisch direkt aus dem Tiefkühler garen?
Ja, das funktioniert – besonders bei dünnen Filets wie Kabeljau oder Tilapia. Wichtig ist, die Garzeit um ca. 50 % zu verlängern und auf eine Kerntemperatur von 63 °C zu achten.
Bei dickeren Stücken ist es besser, den Fisch vorher schonend aufzutauen, um ein gleichmäßiges Garen zu erreichen.
Soll Fleisch vor dem Braten Zimmertemperatur haben?
Diese Empfehlung ist oft überbewertet. Zwar gart Fleisch gleichmäßiger, wenn es nicht direkt aus dem Kühlschrank kommt, aber der Unterschied ist gering – besonders bei dünneren Stücken.
Wichtiger ist:
- Gleichmäßige Hitze
- Ruhen nach dem Braten
- Exakte Temperaturkontrolle
Soll man Pilze niemals waschen?
Der Mythos: Pilze saugen sich beim Waschen mit Wasser voll und werden labberig. Tatsächlich nehmen sie kaum Wasser auf, wenn man sie kurz unter kaltem Wasser abspült und sofort trocken tupft.
Das Trockenputzen mit einem Tuch entfernt oft nicht alle Schmutzpartikel. Vor allem bei Champignons oder Waldpilzen ist schnelles Waschen hygienischer.
Kochen mit Wissen statt Mythen
Viele Küchenmythen halten sich, weil sie von Generation zu Generation weitergegeben werden. Doch mit einem Blick auf die Wissenschaft und moderne Küchentechnik lassen sich viele davon entkräften.
Ob Sie Fleisch zubereiten, Pasta kochen oder Gemüse dämpfen – Fakten helfen, bessere Ergebnisse zu erzielen und dabei Zeit, Geschmack und Gesundheit zu optimieren.
Wer sich von veralteten Tipps verabschiedet, kocht nicht nur effektiver, sondern auch bewusster und kreativer. Vertrauen Sie auf Erkenntnisse – nicht auf Gerüchte.